"leer" Niedersachsen klar Logo

Anders stark

Modul 1: Gewalt verstehen

Gewalt und Gewalttätigkeit gehören zu einem Kreislauf aus Angst und Macht, der für viele Inhaftierte nur schwer zu durchbrechen ist. Gewaltaffine Verhaltensmuster haben sich häufig auf Grund eigener Sozialisationserfahrungen als erfolgreiches Handlungsmodell etabliert, um die empfundenen Ohnmachtserfahrungen zu überwinden. Um die Inhaftierten im Sinne einer niedrigeren Rückfallquote erfolgreich behandeln zu können, ist es daher notwendig, sie sowohl kognitiv, als auch emotional zu erreichen.

Daher sollen sich die Teilnehmer in einem ersten Schritt im Rahmen einer biografischen Analyse mit Ihren Einstellungs- und Verhaltensmustern auseinandersetzen und in einem zweiten Schritt verstehen lernen, was dies für Sie selbst, aber auch für andere, bedeutet. Sie sollen lernen Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und sich eigener Schwächen, aber auch Stärken bewusst zu werden.

Auf Grundlage dieser im Rahmen der Gruppe gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen sollen im zweiten Teil eigenständig neue Konfliktlösestrategien erarbeitet werden.

Modul 2: Selbstsicherheit erlernen

Allgemein werden innerhalb der Verhaltenstherapie drei Verhaltensweisen

voneinander unterschieden, was besonders bei Situationen von Bedeutung ist, in denen es zu Konflikten zwischen Individuum und Umwelt kommt: Selbstsicheres, unsicheres und aggressives Verhalten. Sowohl die unsichere als auch aggressive Verhaltensweisen erscheinen nicht ideal, weil beide in der Regel zu keinem optimalen Konsequenzverhältnis auf längere Sicht führen.

Soziales Verhalten ist oft komplex und fußt auf verschiedentlichen, umfangreichen Lernerfahrungen. Um sich sozial kompetent und damit selbstsicher verhalten zu können, muss der Mensch über angemessene kognitive, motorische und affektive Verhaltensweisen verfügen. Diese eignet er sich, im günstigsten Fall, im Laufe seines Lebens an. Kann sich der Mensch aus unterschiedlichen Gründen diese Verhaltensweisen nicht aneignen, fehlen die Voraussetzungen, sich sozial angemessen beziehungsweise kompetent zu verhalten. Meist spielen in diesem Zusammenhang dysfunktionale Wahrnehmungs- und Interpretationsprozesse von Situationen, irrationale Einstellungen, ungünstige Selbstverbalisiationen oder Attributionsstile eine bedeutsame Rolle.

An dieser Stelle setzt das hiesige soziale Kompetenzmodul „Selbstsicherheit erlernen“ (in konzeptioneller Anlehnung an das Gruppentraining sozialer Kompetenzen nach Hinsch & Pfingsten sowie dem BIG, Behandlungsprogramm für inhaftierte Gewalttäter, Justizvollzug NRW) mit seinen einzelnen Bausteinen an. Ziel der Maßnahme ist es, die Teilnehmer für die eigenen sozialen Kompetenzdefizite, aber auch ihre Ressourcen zu sensibilisieren, ihnen alternative Problemlösestrategien sowohl auf kognitiver, emotionaler als auch motorischer Ebene zu veranschaulichen und diese mit ihnen einzuüben. Individuelle Ressourcen sollen identifiziert, gestärkt und optimiert werden. Die Teilnehmer sollen lernen,

- mit bestimmten Situationen angemessen umzugehen,

- ihre Selbstachtsamkeit zu schulen,

- ihren (prosozialen) Selbstwert zu erhöhen.

Um dieses Behandlungsziel zu erreichen, wird auf eine Kombination verschiedener Interventionstechniken zurückgegriffen, die sich sowohl in der Empirie als auch in der Praxis bewährt haben. Dazu zählen Rollenspiele, Entspannungstechniken, Hausaufgaben mit In-Vivo-Übungen (Konfrontation mit bestimmten sozialen Situationen) und andere spezielle Übungen, um beispielsweise ungünstige Kognitionen aufzudecken und zu verändern.

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln